Jedes Jahr aufs Neue steht er an: der Fototermin mit den Kleinen. Sei es zum Geburtstag von Oma oder als Weihnachtsgeschenk, der Gang zum Fotografen ist in das Leben mit Kleinkind meist fest eingeplant. Oft ist es jedoch schwer, überhaupt einen Termin zu bekommen und preislich sind viele Fotografen auch recht anspruchsvoll. Die simple Lösung: die Fotos von den Kleinen einfach selbst schießen. Auch wenn es an die Qualität von professionellen Bildern nicht herankommt, so können Sie doch wirklich alle schönen Momente im Leben Ihres Kindes festhalten, auch die noch so kleinen Entwicklungsschritte.
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Natürlich und spontan
Die schönsten Erinnerungen sind meistens die Bilder, die spontan entstehen. Sandburg bauen am Strand oder Pfützenspringen im nassen Aprilwetter – die ganz alltäglichen Situationen sind es, die uns später beim Fotoalbum-Blättern zum Lachen bringen. Um diese Momente festhalten zu können, müssen Eltern stets mit der Kamera dabei sein. Genau wie ihre Kinder, sollten sie pausenlos in Bewegung sein, damit am Ende gute Bilder entstehen können. Hilfreich sind dabei geringe Verschlusszeiten der Kameralinse, oder bei einer Digitalkamera der Sportmodus, denn so schnell wie die Kleinen umhersausen, kann die Kamera im Normalmodus meist nicht reagieren. Im Idealfall ist so schon das perfekt natürliche Bild auf der Speicherkarte. Oftmals werden Kinder jedoch vom interessanten Objekt Kamera wie magisch angezogen. Alles Unbekannte ist schließlich spannend, aber so ist das authentische Foto natürlich dahin. Ganz einfacher Trick bei diesem Problem: das Kind an die Kamera gewöhnen. Ist der Nachwuchs erst einmal mit dem Gerät vertraut, wird es uninteressant und Papa oder Mama werden zum unsichtbaren Paparazzi, der natürliche Emotionen und die lustigsten Momente unbemerkt abfotografieren kann. Hinzu kommt aber noch ein anderer, wichtiger Punkt beim Selbstfotografieren: die Perspektive. Ist sie falsch, wird es ein erkennbar unprofessionelles Bild zum Wegschmeißen. Hier also immer darauf achten, das Kind auf Augenhöhe, oder in bestimmten Situationen von oben, zu fotografieren, da dabei die süßesten Bilder entstehen. Nie Fotos von unten machen, darauf sieht jeder nur unnatürlich dick aus. Besonders hübsch sind Bilder, auf denen besonders viel vom Kind zu sehen ist, also immer bedenken, nicht zu viel Hintergrund mitreinzubringen, denn schließlich soll das Kind im Vordergrund stehen.
„Sitz doch endlich still!“
Die Alternative zum authentischen Bild ist das geplante. Hauptsächlich zu bestimmten Anlässen wie Geburtstagen oder Weihnachten etc. wird darauf zurückgegriffen. Damit hier ein schönes Foto herauskommt, muss das Kind Spaß an der Sache haben. Gestalten Sie das ganze also nicht zu ernst, sondern spielen Sie den Regisseur und lassen Sie Ihren Nachwuchs machen. Oft entscheiden sich die Kinder dann selbst für tolle Posen und wollen gut aussehen, schließlich ist es ein Foto für Oma. Zuhause hat man natürlich nicht die Möglichkeiten, die ein professioneller Fotograf hat, aber auch dort kann man ein kleines Studio einrichten – vor einer einfarbigen Wand beispielsweise. Noch schnell die Beleuchtung anpassen (es sollte ein Mittelmaß zwischen zu hell und zu dunkel gefunden werden) und los geht’s. Bei ganz kleinen Sprösslingen bietet es sich an, Objektivtierchen zu verwenden, die die Kleinen zum Lachen bringen und sie die Kamera fixieren lassen.
Für wen es drinnen jedoch zu langweilig ist, der geht mit seinem Kind eben nach draußen. In der Natur lassen sich oft noch tollere Bilder schießen, da der Hintergrund einfach farbenfroher und interessanter ist. Ein paar Beispiele: im Frühling auf der Blumenwiese, im Sommer am See/Meer, im Herbst auf dem Laubhaufen und im Winter im Schnee. Im Freien ist das Licht bereits gegeben, also muss nur noch die Perspektive beachtet werden.
Wichtigste Faustregel beim Selbst-Fotografieren: die Kinder miteinbeziehen. So fühlen sie sich respektiert und haben Spaß beim Fotomodell spielen. Gefällt ein Foto mal nicht so sehr, kann mit Filtern wie schwarz/weiß oder ähnlichen häufig noch nachgeholfen werden. Die findet man entweder auf der Kamera selbst in den Einstellungen oder man bearbeitet die Bilder im Nachhinein am PC.
Was meint der Profi?
Zum Schluss noch ein paar Profi-Tipps vom Fotografen Christian Manthey, der in Berlin als Familien- und Hochzeitsfotograf arbeitet:
- Kreative Planung
Warum nicht Ihre Kinder in die Shooting-Planung einbeziehen? Sie werden sich wundern welche Ideen dabei entstehen. Außerdem können Sie während des Shootings gemeinsam Fotos am Display der Kamera auswählen und weitere Szenen entwerfen – so ist die ganze Familie kreativ beschäftigt und hat Spaß! - Bewusster Bildaufbau
Nach der Planung in die Praxis: Verfolgen Sie beim Fotografieren bewusst Ihre Idee und überlegen Sie sich, wie Sie sie kompositorisch umsetzen. An erster Stelle stehen die Nutzung des vorhandenen Lichtes und die Perspektive. Vermeiden Sie den internen Blitz der Kamera und ablenkende Bildelemente, dies schwächt in der Regel die Aussage Ihrer Fotos. Verwenden Sie je nach Situation das Portraitprogramm Ihrer Kamera oder wählen eine offene Blende. - Schnappschüsse als Bestandteil des Shootings
Nicht alle Fotos können und sollen gestellt werden. Oft entstehen zwischen den verschiedenen Einstellungen besondere Momente. Seien Sie also wachsam und immer am Auslöser. Mit etwas Übung gelingen Ihnen dann wunderbare Schnappschüsse neben inszenierten Situationen.
Auch wenn die selbstgemachten Bilder nicht die vom Fotografen bezüglich Qualität und Gestaltung ersetzen, sind sie doch eine preiswerte Alternative, um die Entwicklung des Kindes in allen ihren Facetten mitzuverfolgen.
Bild 1: Tyler Olson/shutterstock.com Bilder 2 u. 3: Christian Manthey Fotografie