Schreiben scheint eine Leidenschaft vieler Blogger zu sein, vor allem aber die von Pünktchen. Mithilfe eines Blogs schaffte es die vielbeschäftige Zweifachmama wieder ihren Interessen nachzugehen: Geschichten zu erzählen, sie fest zu halten und der Welt preiszugeben.
Inhalt
Der Blog gewährt Einblicke in die Familie
In dem Blog papatyam erzählt das aus der Türkei stammende Pünktchen, Geschichten aus seiner Kindheit, seiner Familie und befasst sich generell mit so ziemlich allen Themen aus dem Alltagsleben. Die Mutter zweier Söhne gibt einen wunderbaren Einblick in das Leben einer Familie und was für eine bedeutsame Rolle sie für Pünktchen spielt. Wir fanden ihre Geschichten äußerst fesselnd und wollten mehr über die Bloggerin erfahren.
Hallo Pünktchen, sag mal, wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen zu bloggen und wann hast du angefangen zu bloggen?
Was inspiriert dich?
Würde die Frage lauten, was mich nicht inspiriert, dann wären wir mit der Antwort vermutlich eher durch. Ich versuche mich kurz zu fassen: Inspiration kann so Vieles sein für mich. Bei dem einen Blog kann es die Sprache sein, die mich fesselt, der Humor oder ein gekonnter Umgang mit Worten, mit dem jemand von etwas erzählt. Der nächste hat vielleicht besondere Talente im Handwerk, oder lebt anderswie seine Kreativität aus, die er auf seiner Seite offenbart. Es kann aber auch durchaus etwas sein, was mir komplett fremd ist – so lange es in irgendeiner Form ansprechend dargeboten wird, lese ich mir so ziemlich alles durch und schaue es mir an. Inspiration ist alles, was mich letztlich beseelt und begeistert, neue Ideen in mir hervor bringt und diese auch für andere erfahrbar macht.
Über was bloggst du am liebsten?
Du bist als Kind nach Deutschland gekommen – wie war das für dich?
Ehrlich?! Für mich war das ein ganz großer Schock. Prägende Kindheitsjahre verlebte ich in der Türkei in liebevoll enger und großer Familiengemeinschaft. In Deutschland gab es von jetzt auf gleich nur noch meinen Vater, meine Mutter und mich. Ich habe stets ein sehr enges und liebevolles Verhältnis zu meinen beiden Eltern gehabt, aber all die anderen Menschen, die ich auch sehr liebte, waren plötzlich weg. Ganz weit weg. Obendrauf eine Sprache, die ich weder verstand noch sprechen konnte, eine fremde Kultur, an die man sich behutsam herantasten musste. Das war weiß Gott nicht einfach. Ich habe lange und ernsthaft am Verstand meiner Eltern gezweifelt, dass sie diesen wahnsinnigen Schritt tun konnten. Viele Jahre später erst machte ich meinen Frieden damit.
Aus deinen Posts liest man heraus, wie wichtig dir deine Familie ist. Was sagen denn dein Mann und deine Söhne zu deinem Blog? Und dein Vater?
Ja, das stimmt. Meine Familie ist mir sehr wichtig. Ohne sie – den Gedanken kann ich noch nicht einmal in der Theorie zu Ende denken – wäre alles andere nicht mehr viel für mich. Bevor ich „Papatyam“ ins Leben rief, habe ich natürlich mit ihnen darüber gesprochen. Mein Mann hat mich darin unterstützt und schaut ab und an mal inkognito auf meinem Blog vorbei. Inzwischen schaut mir sogar unser Erstgeborener, der ja nun auch lesen kann, mit seinem kleinen Bruder über die Schulter. So klein sie auch sind, sind sie meine ehrlichsten Kritiker. Ohne ihre Genehmigung geht hier nichts raus. Ab und an wird auch erfolgreich vom Vetorecht Gebrauch gemacht. Dann darf ich auch mal etwas nicht schreiben oder zeigen. Was habt ihr denn geglaubt?!
Lesen sie ihn?
Ja, unbedingt. Vielleicht nicht jeden Tag, aber immer wieder. Mein Vater ist reich an Lebensjahren. Die einfachsten Dinge machen ihm nun zu schaffen. Mal schafft er es, ins Internet zu gehen, dann wiederum gelingt es ihm nicht. Oder aber er hat nicht immer Internetzugang. Er hat mich mit meiner Mutter schon als Kind stets darin bestärkt zu schreiben, mich in dieser oder auch anderer Form auszudrücken.
Was willst du mit deinem Blog erreichen?
Im Augenblick geschehen spannende Dinge. Mitte September erreichte mich die Anfrage einer Verlagsmitarbeiterin/Autorenbetreuerin, welche sich für eine Publikation interessierte. Diese sollte sowohl als Printversion, als auch als E-Book im Buchhandel vertrieben werden, sofern es zu einem Abschluss gekommen wäre. Ich gebe zu, dass mir das Interesse an meinem Blog gefallen hat, aber etliche Punkte blieben mir noch unklar. Wo andere an meiner Stelle vielleicht gejubelt hätten, da sehe ich viel zusätzliche Arbeit auf mich zukommen. Und was ich beim besten Willen nicht ausblenden kann, das sind unsere Kinder und mein alter Vater, der jedes Jahr für einige Monate bei uns lebt. Sie alle brauchen mich sehr. Und diese Zeit mit ihnen ist mir in jeglicher Hinsicht einfach zu kostbar, um sie meinem Ego unterzuordnen. Manche Dinge brauchen Zeit. Was nicht heute sein kann, darf irgendwann mal zum Zuge kommen. Aber, und das ist das Schöne: auf meinem Blog geht es auf jeden Fall weiter. Auf meiner Seite kann ich schreiben und sogleich „veröffentlichen“ – so wie es meine Zeit erlaubt. Ich erhalte Reaktionen darauf. Dazu benötige ich keinen Verlag. Für mich persönlich ist das zurzeit die optimale Form des Schreibens. Völlig unabhängig und frei bin ich in allem, was ich diesbezüglich tue – es sei denn, meine Familie macht Gebrauch vom Vetorecht ;-).
Es ist doch so, dass jeder Mensch eine Spur im Leben hinterlassen möchte, bevor er seine letzte und endgültige Reise antritt. Schmerzlich stelle ich fest, dass nach und nach unsere Ältesten gehen. Mit ihnen gehen viele Geschichten verloren, wenn keiner sie bewahrt. So möchte ich auch über unsere Familien schreiben – über die meines Vaters genauso, wie über die meiner Mutter. Wie könnte ich das nicht wollen?! Schließlich bin ich aus der Verbindung dieser Familien hervor gegangen.
Vielen Dank für die Fragen. Es hat mir Spaß gemacht, sie zu beantworten.
Und wir bedanken uns ebenfalls ganz herzlich dafür, dass Sie sich Zeit für unsere Fragen genommen haben!