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Pink für Mädchen und Blau für Jungs: alles nur Klischee?

Pink für Mädchen und Blau für Jungs: alles nur Klischee?

Mädchenkleider sind vor allem pink, Jungen-T-Shirts dagegen blau. So weit will es das Klischee. Dabei war die Verbindung von Farbe und Geschlecht noch vor hundert Jahren komplett anders verteilt. Pink galt als die Jungenfarbe schlechthin, da sie Stärke symbolisieren sollte. Blau stand dagegen für Eleganz und Schönheit und war damit die perfekte Mädchen-Farbe. Sind das pinke Mädchen und der blaue Junge also nur gesellschaftliche Konstrukte?

Rosa ist für Mädchen und Blau für Jungs, oder?
Rosa ist für Mädchen und Blau für Jungs, oder?

Pink oder Blau?

Dass wir durch die Gesellschaft, in der wir aufwachsen, geprägt sind, kann wohl kaum verleugnet werden. Schnell lernen Kinder was „normal“ ist und wie sie sich zu verhalten haben. Das gilt auch in Bezug auf so banal anmutende Dinge wie Farben, die jedoch bei näherer Betrachtung alles andere als unwichtig sind. Ein Blick in die Kleidungs- oder Spielzeugabteilung der Kaufhäuser genügt und schnell wird klar: Die Mädchen-Seite ist wesentlich pinklastiger als die der Jungen, die meistens eher in erdigen Tönen und vor allem Blau erstrahlt. Aber warum werden den Mädchen und Jungen unterschiedliche Farben zugeordnet? Könnte es an der Steinzeit liegen, in der die Frauen sich gerne pink anzogen haben und so eher von den Männern in die Höhle getragen wurden, wie das Susanne von mamimade auf unterhaltsame Weise fragt? Oder mögen die Mädels einfach lieber Pink und die Jungs Blau, weil das die Natur so will?

 

1918: Pink ist eine Jungenfarbe

Die Antwort dazu könnte sich in der Geschichte der Bekleidungsindustrie finden. Denn noch 1918 stand in einem amerikanischen Branchenblatt für Kinderbekleidung, dass Blau aufgrund der Eleganz eine Mädchenfarbe sei und Rosa zu Jungen besser passe, da diese Farbe Stärke ausstrahlen würde. Die Folge: Jungenkleidung war klassischerweise rosa und pink, Mädchenkleidung dagegen blau und hellblau. Auch soll die belgische Prinzessin Astrid die Wiege für ihren Neugeborenen Sohn 1927 in rosa dekoriert haben, denn Rosa galt als der kleine Ableger von Rot, was wiederum für die Männlichkeit (Kampf und Blut) stand.

 

Wilkommen in der pinken Mädchen-Welt
Wilkommen in der pinken Mädchen-Welt

Gender-Marketing: Pink ist für Mädchen

Erst mit der Zeit änderte sich in der westlichen Welt die Vermarktung der Farben. Blau wurde, vielleicht auch durch die dunkelblauen Marineuniformen oder die blauen Männer-Jeans langsam zur Jungenfarbe und Pink avancierte zum mädchenhaften Prinzessinnentraum. Inwieweit Jungen und Mädchen wirklich frei in ihrer Entscheidung über die Wahl der Lieblingsfarbe sind, ist fraglich, denn schon von klein auf werden sie mit Werbung konfrontiert, die auf Geschlechterklischees aufgebaut ist. Der Junge soll stark und männlich sein, das Mädchen lieblich und niedlich, was durch Blau und Pink verstärkt wird und schnell die idealen Rollen vorgibt.

 

Kritische Stimmen werden lauter

Dieses pink/blaue-Klischee wird aber immer stärker kritisiert. So hat sich 2012 zum Beispiel der Verein „Pinkstinks Germany“ gegründet, der das Gender-Marketing kritisiert und „Pink für Alle!“ fordert. Denn Jungen sollten sich nicht schämen müssen, wenn sie gerne pinke T-Shirts tragen, genauso wie sich Mädchen nicht, nur weil es das Klischee will, lieber das pinke satt das blaue Kleid anziehen wollen. Idealerweise sollte nicht die Konsumwelt darüber entschieden, welche Farben unsere Kinder mögen und welche sie ablehnen, da sie nicht mädchenhaft genug ist oder eben zu mädchenhaft erscheint. Eltern können dabei ihre Kinder ermutigen, frei in der Farbwahl zu sein und sich nicht von zu viel Gender-Marketing einlullen zu lassen. Dabei kann es auch passieren, dass die kleine Hanna einfach gerne Pink mag und der kleine Tom nun mal gerne blaue Shirts trägt. Zu viel Gesellschaftskritik sollte man an der Farbwahl der Kinder also auch nicht üben. Dass das Gender-Marketing großen Einfluss haben kann, darf jedoch ebenfalls nicht ignoriert werden.

 

Bild 1: Katrina Elena /shutterstock.com, Bild 2: Claudia Paulussen /shutterstock.com