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Vom Kleingärtnern in der Großstadt

Biene mit Blume

Vom Kleingärtnern in der Großstadt

Gartenzwerge, Fahnenbanner und Liegestuhl – mehr braucht ein Schrebergärtner nicht, oder? Pustekuchen! Die Zeit der Jalousienspickler und Wachsschürzen-Trägerinnen ist Geschichte! Das Kleingärtnern ist begehrter denn je und neben dem Großstadttrubel eine willkommene Abwechslung. Wir wollten wissen, was dran ist am Glück der Kleingärtner und haben uns bei einer Berliner Schrebergärtnerin informiert.

Schmetterlinge
Die Berliner Schmetterlinge fühlen sich im Kleingarten willkommen.

„Fangt klein an!“

Wer einen Schrebergarten besitzt, wird nicht nur mit Vorurteilen, sondern auch mit sehr viel Arbeit konfrontiert. Das Gartenhaus sieht schäbig aus, aus allen Ecken guckt das Unkraut hervor und aus den Augen der stolzen Neubesitzer spricht Verzweiflung. Dass das nicht sein muss, verrät Michèle Michaels, die in ihrem „Unser Strebergarten“-Blog seit gut zehn Jahren über das Kleingärtnern berichtet. Allen Neu-Gärtnern rät sie: „Fangt klein an und versucht nicht einen ganzen Garten, der am besten aussehen soll wie aus der Gartenzeitschrift, sofort im ersten Jahr perfekt anlegen zu wollen.“

Die begeisterte Hobbygärtnerin war zu Beginn ihrer Gärtnerinnen-Zeit sehr gefordert, „von Unkraut, schnellwüchsigem Rasen und einem Gartenhaus, das nicht mehr wirklich in bestem Zustand war.“ Aber Stück für Stück hat sie all diese Probleme in den Griff bekommen.

Biene mit Blume
Auch Bienen besuchen Michèle regelmäßig in ihrem Garten.

Wie kommt man an einen Garten?

Michèle ist nach wie vor sehr dankbar, den Garten – mitten in Berlin – von ihrer Großmutter geschenkt bekommen zu haben. Aber leider kann vermutlich nicht jeder von Ihnen eine Großmutter mit Garten aus dem Hut zaubern. Und es kommt noch schlimmer: Für Gartenwillige gibt es in Großstädten wenig Hoffnung. „Um in unserer Gegend einen Garten mit dieser recht beachtlichen Größe von über 800 qm zu bekommen, muss man sich sonst auf Wartelisten setzen lassen und bekommt nur mit Glück einen Garten zum Kauf angeboten. Einfacher ist das Pachten eines Gartens außerhalb der Stadt.“ Doch wer trotzdem den Versuch wagen will, einen Garten zu ergattern kann sich erste Infos über das richtige Vorgehen und die Pflichten eines Kleingärtners direkt bei der Stadt holen.

Gemüsebeet
Kräuter und Gemüse aus eigenem Anbau schmecken besonders gut.

Das Saatgut aus der Tüte

Wer sich, wie Michèle, über einen Garten freuen kann, der kann darin so allerhand tun und anstellen. Aber es gibt auch Pflichten. „So ist man dazu verpflichtet, etwa ein Drittel des Kleingartens auch „kleingärtnerisch zu nutzen“, also Obst, Gemüse, Kräuter oder Sommerblumen anzupflanzen. Auch dürfen die Hecken nicht so hoch sein, dass Spaziergänger nicht mehr drüber schauen können. Wie streng diese Regeln eingehalten werden müssen, hängt von der Kleingarten-Anlage ab. Bei uns kommt jedenfalls niemand und legt ein Maßband an, um die Einhaltung der Regeln zu beurteilen.“

Der Kleingarten-Verein

Und das ist noch nicht alles, Besitzer von Kleingärten sind in Vereinen organisiert und müssen dementsprechend auch Mitglied werden. Für Michèle klang das zwar erst schrecklich spießig, „ist aber nicht so wie das Klischee vermuten lässt. Wir haben noch nicht einmal Gartenzwerge und unsere Nachbarn auch nicht. In Berlin gehören die meisten Kleingärten in der Stadt zu einem der zahlreichen Vereine.“ Und ein Kleingarten bringt ja schließlich mehr Vorteile: „Er ist recht preisgünstig und auch in der Anschaffung in der Regel nicht teuer.“ Außerdem ist es ein Paradies für Kinder. In einem Kleingarten haben sie die Möglichkeit Trampolin zu springen, im Sandkasten zu buddeln, im Planschbecken zu spielen oder die Rasenflächen zu nutzen, was so in der Großstadt kaum möglich ist.

Eichhörnchen beim Essen
Mhmmm – das schmeckt! Auch Eichhörnchen haben ihre Freude an Kleingärten!

Viel Platz für die Kinder

Dass der Garten neben der Freizeitbeschäftigung für ihre Kinder auch für Michèle ein großer Spielplatz ist, macht sich vor allem in ihrer Anpflanzaktivität deutlich: „Ich baue gern selbst Gemüse an und experimentiere mit verschiedenen Pflanzen. Jedes Jahr versuche ich einen möglichst riesigen Halloween-Kürbis auf dem Kompost zu züchten, probiere, ob exotisches Gemüse auch bei uns wächst oder ob Tomaten, die man aus Kernen von gekauften Tomaten heranzieht, genauso gut wachsen, wie das Saatgut aus der Tüte.“ Aber alleine mit Pflanzen sind die Berliner Kleingartenbesitzer noch lange nicht zufrieden. Sie versuchen zudem „Tiere in den Garten zu locken und nachdem Nistkästen schon gut ankamen, Frösche und Molche im Teich jedes Jahr Nachwuchs bekommen und sich Eichhörnchen am Futterhaus angesiedelt haben, wird das nächste Projekt ein Fledermauskasten sein. Und auch ein Insektenhotel ist bereits geplant.“

Der perfekte Tag im Garten

Wer sich jetzt schon Formulare und Unterlagen zurechtgelegt hat, um möglichst schnell einen Antrag für einen Kleingarten zu stellen, für den hat die „Unser Strebergarten“-Bloggerin, noch eine kleine Motivation parat: „Am perfekten Gartentag scheint natürlich die Sonne, es ist warm und das Unkraut legt einen Wachstumsstop ein. Es gibt frische Erdbeeren und Himbeeren, man kann im Liegestuhl oder in der Hängematte liegen und lesen. Die Vögel zwitschern und Schmetterlinge flattern. Abends wird mit Freunden gegrillt und bis in den späten Abend im Garten gesessen.“

Also, nicht vor Neid erblassen, sondern Infos einholen und – toitoitoi – Gärtner werden!

Wir wünschen dabei viel Glück und bedanken uns ganz herzlich für das Interview und die schönen Bilder aus dem Garten!

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