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Großeltern werden – Ärger vorprogrammiert?

Großeltern werden – Ärger vorprogrammiert?

Wir müssen unser Bild von „Oma und Opa“ neu entwerfen. Die Vorstellung der weißhaarigen Oma mit Dutt im Schaukelstuhl, Märchenbuch in der Hand und Enkelkinder zu ihren Füßen passt nicht mehr in die heutige Zeit. Die Menschen werden nicht nur älter, sie bleiben auch länger jung. Doch auch wenn Äußerlichkeiten sich ändern, manches uralte Problem bleibt doch: Der Generations-Konflikt wegen „gut gemeinter Ratschläge“ – ist da der Ärger vorprogrammiert?Großeltern

Die Geburt der Großeltern

Wenn sich Nachwuchs ankündigt, freuen sich nicht nur die werdenden Eltern. Auch die künftigen Großeltern sind in der Regel mit Vorfreude und Eifer dabei, sich auf die Ankunft des ersten Enkelkindes vorzubereiten. Da werden Strampler gekauft und eifrig Pläne geschmiedet. Heutzutage sind Großeltern meist berufstätig, topfit und voller Tatendrang, wenn es um die Enkelkinder geht. Sie stehen mitten im Leben und wollen auch hier unbedingt intensiv dabei sein. Ihre Erfahrungen sollen Anwendung finden und sie sind gern bereit, den jungen Eltern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Ist das Baby dann geboren, kommen erste Sprüche zur Geburt praktisch gratis mit dazu: „Du musst es schreien lassen, sonst verwöhnst du es!“ oder „Füttere es nicht so oft, sonst bekommt es Bauchweh!“ ganz zu schweigen vom orakeln, wem das Baby denn nun eigentlich ähnlich sieht. Schnell sind die jungen Eltern genervt und die Beziehung zu den eigenen Eltern leidet.

Kaum etwas ist geblieben wie es ist

Während sich die frischen Eltern mit allen Künsten der modernen Medizin und Medianlandschaft umfassend über ihr Baby informieren, haben die meisten werdenden Großeltern noch die Lehren alter Zeiten in Erinnerung und halten daran fest. Damals durfte die unverdaute Milch nicht mit der vorverdauten im Magen gemischt werden – das bedeutete 3 Stunden Stillabstand – und Schreien kräftigte nach damaliger Ansicht die Lunge und stärkte den Charakter. Und auf gar keinen Fall sollte man sein Kind verwöhnen, denn sonst würde es später an der Realität der Gesellschaft scheitern. Solche und ähnliche Ansichten sind manchmal noch im Gepäck und geschadet hat es ja offensichtlich nicht, denn aus dem Nachwuchs ist schließlich etwas geworden.

Was die Großeltern also mit ihren Methoden schon erfolgreich bewiesen haben, muss das junge Elternpaar nun erst einmal unter Beweis stellen: Wir können ein Kind groß ziehen!
Und natürlich ist bei den Großeltern erst einmal Skepsis vorhanden, ob das junge Paar das denn auch ohne ihre Erfahrungswerte schaffen wird. Zudem ist der Wunsch, zu helfen und teilzuhaben verständlicher Weise groß.
Doch in den letzten 20 – 30 Jahren haben sich sehr viele Ansichten geändert und darum wollen Eltern heute nicht mehr auf die ältere Generation hören. Hintergrund dafür ist eine verstärkte Forschung auf dem Gebiet der Kindesentwicklung, der Kindermedizin und -psychologie. Denn auch wenn die alten Methoden vielleicht keinen erkennbaren Schaden angerichtet haben, so weiß man heute doch vieles besser und sollte es daher auch besser machen. So werden also im 21. Jahrhundert keine Einjährigen mehr auf den Topf gesetzt, denn man kennt nun den Zusammenhang zwischen Gehirnentwicklung und Trocken-Werden bei Kindern. So geht es mit vielen Themen und die Ratschläge von Oma und Opa sind daher oft sehr unwillkommen – schließlich wollen die jungen Eltern alles richtig machen – auf ihre Weise und mit dem Wissen von heute.

Was Großeltern sich unbedingt vor Augen halten sollten: Dass viele Methoden von früher heute keine Anwendung mehr finden, ist keine Kritik an der Weise wie Sie ihre eigenen Kinder aufgezogen haben. Selbstverständlich haben Sie damals alles getan, was Sie nach dem damaligen Kenntnisstand für richtig hielten. Ebenso machen es die Eltern des Enkelkindes und auch sie werden vielleicht in zwanzig Jahren feststellen, dass sich manches im Nachhinein als falsch erwiesen hat. Die Welt dreht sich weiter, die Kinder werden groß und neue Erkenntnisse werden ebenso entdeckt, wie manch altes Wissen wieder gefunden wird. So ist z.B. das gute alte „Pucken“ (fest einwickeln in eine Decke) gerade wieder auf dem Vormarsch –  und schon gibt es auch wieder mahnende Stimmen, die davon abraten.Pucken

Wie verhält man sich als Großeltern richtig?

Es ist nicht so, dass die Eltern generell keine Hilfe oder Ratschläge annehmen möchten. Doch sollte man anbieten, was auch gefragt ist. Wenn Großeltern mal das Kleine eine Weile beaufsichtigen oder im Kinderwagen umher schieben – dafür sind alle Eltern dankbar, denn sie brauchen Pausen zum Ausruhen oder Zeit für Haushalt und Arzttermine. Hilfe anbieten und nicht aufdrängen ist die Devise. Und dann sollte man natürlich nach den Regeln der frischen Eltern spielen. Nachfragen, wie sie dieses oder jenes handhaben, sich zeigen lassen, wie man heute wickelt, trägt und füttert – so vieles hat sich auch hier in nur 20 Jahren geändert. Respektieren Sie es, wenn die jungen Eltern manchmal ein wenig verbohrt wirken, sie haben sicher gute Gründe.

Das Baby nicht durcheinander bringen

Der häufigste Grund für Eltern-Großeltern-Verstimmungen ist ein Übermaß an Stimulation. Während die Eltern dem Baby einen möglichst routinierten Tagesablauf bieten möchten, wollen Großeltern oft so viel wie möglich von ihrem Enkelkind haben und scheren sich nicht so recht um Schlafenszeiten oder Reizüberflutung: singend, tanzend und mit Glöckchen und Rasseln bewaffnet wird ein Babylachen nach dem anderen aus dem Kleinen heraus gekitzelt – was für ein Spaß! Doch sind Oma und Opa weg, beginnt für die Eltern meist ein langer Abend mit einem überstimmulierten und überreizten Baby, das nicht in den Schlaf findet. Es kann gut zwei bis drei Tage dauern, bis sich das Baby von so viel Action wieder erholt hat. Darum ist es wichtig, dass auch Großeltern den Rhythmus des Babys akzeptieren.

Immer diese Sprüche

Eltern beklagen oft die Sprüche, die sie sich anhören müssen: Schreit das Baby, heißt es sogleich „Es hat bestimmt Hunger“ und wenn es nach drei Monaten noch nicht die Nacht durch schläft, hört man dann meist den Spruch „Du hast vielleicht nicht genug Milch und solltest abends die Flasche geben“. Solche Sprüche schaden zwar dem Kind nicht, jedoch mag sie keine Mutter gern hören und manche Ratschläge sind sogar wirklich schlecht für das Baby. So war es z.B. früher üblich, Reisflocken in die Milch zu geben um das Baby länger satt zu machen. Eine solche Maßnahme führt jedoch eher zu Bauchweh und ist dank der verbesserten Babynahrung völlig fehl am Platz. Und noch vor 25 Jahren war man sicher, dass ein Baby in Seitenlage schlafen müsse, da es sonst an seinem Erbrochenen ersticken kann. Heute aber sollen Babys auf dem Rücken schlafen, da die Möglichkeit des Erstickens inzwischen ausgeschlossen wurde und der Plötzliche Kindstod in Rückenlage seltener vorkommt.

Das Beste was Großeltern tun können, ist, sich schon in der Zeit der Schwangerschaft ein aktuelles Buch über Babys zu kaufen und umfassend über aktuelle Ansichten zu informieren. Nicht, um den jungen Eltern Vorträge zu halten, sondern um eigenes Elternwissen aufzufrischen und gut auf das Enkelkind vorbereitet zu sein. So können dann alle drei Generationen das Beisammensein entspannt genießen.

Fotos: Yuri Arcurs / Shutterstock.com

 

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